55% CO2-Minderung durch Verankerung von Klimaschutz, ressourcenschonendem Materialeinsatz und Nachhaltigkeit in hochbaulichen Realisierungswettbewerben der Stadt Norderstedt

In Norderstedt tickt die Klima-Uhr ab sofort anders.

„Ein erhobener Zeigefinger funktioniert schon in der Schule nicht, darum wählten wir für Norderstedt in puncto Nachhaltigkeit im Bau einen anderen Weg“, resümiert Elke Christina Roeder mit einem Lächeln. Es scheint, dieser Weg war von Erfolg gekrönt, denn der Stolz ist der Norderstedter Oberbürgermeisterin anzusehen. „Viele möchten etwas für das Klima tun, aber oft fängt es bei den anderen an. Das haben wir geändert. Wir selbst haben in der Kommune neue Maßstäbe gesetzt.“

Birgit Farnsteiner, ihres Zeichens Klimaschutzkoordinatorin der Stadt, führt aus: „Unsere eigenen neuen Bauvorhaben sollen zukünftig Vorbildcharakter haben. Deswegen haben wir entschieden, in unseren hochbaulichen Realisierungswettbewerben Klimaschutz, ressourcenschonenden Materialeinsatz und Nachhaltigkeit als Standard fest zu verankern.“ Konkret bedeutet das, dass Nachweise auf Basis der Systematik für  Nachhaltigkeitsanforderungen in Planungswettbewerben zur verpflichtenden Aufgabe werden. Klingt langweilig banal, die Wirkung ist aber einfach immens.

Da geht noch was!

 Erste Anwendung fand diese Vorgehensweise beim viel beachteten Planungswettbewerb für das Norderstedter Bildungshaus, der 2017 ausgelobt wurde. „Wir wollten in Sachen Nachhaltigkeit einfach noch eine Schippe drauflegen“, erklärt Farnsteiner. „Dach, Fassade, Fenster, Heizung, alles wichtig. Aber besonders interessant wird es bei den Baustoffen. Die sind ökologisch von riesiger Bedeutung. Da geht zukünftig noch mehr im Klimaschutz. Für dies alles möchten wir ein Bewusstsein schaffen.“

Gemeinsam mit einem externen Gutachter wurden beim Bildungshaus alle Einreichungen hinsichtlich des nachhaltigen Bauens geprüft. „Wir hatten schon die Auslobung so gestaltet und nach und nach das Thema auch bei den Architekten immer stärker platziert“, erinnert sich Farnsteiner. „Man könnte auch sagen, steter Tropfen höhlt den Stein.“ Farnsteiner schmunzelt, aber es war auch harte Arbeit.

Das Projektteam hat sich tief in die neue Materie eingearbeitet, sodass sich in Phase 2 des Wettbewerbs tatsächlich direkt vergleichbare Energie- und Nachhaltigkeitskennwerte ergaben. Diese beziehen sich auf das Gebäude selbst, aber auch auf Themen wie Baumerhalt, Radverkehrsanbindung, Fahrradabstellfläche, Fläche für Leihfahrradstationen und öffentlich zugängliche Lademöglichkeiten für E-Fahrzeuge.

„Als wir uns die finalen Entwürfe angesehen haben, war uns schnell klar, dass wir mit unserer Vorgehensweise den Klimaschutz und den ressourcenschonenden Materialeinsatz ganz nach oben aufs Podest gehoben haben. Das ist ein Riesenerfolg für uns und die Stadt Norderstedt.“ Der schlussendlich ausgezeichnete Entwurf der Berliner Architekten Richter/Musikowski glänzt nicht nur durch seine überzeugende Architektur, sondern auch in allen Punkten in den Bereichen Nachhaltigkeit und Klimaschutz, konkret mit über 60 Prozent CO2-Minderung.

Ein Stück Zukunft in der Stadt

Der neue multifunktionale Lernort und Treffpunkt, in dem die Stadtbücherei, die Volkshochschule und das Stadtarchiv untergebracht sind, besticht im Entwurf durch seine moderne und trotzdem gemütliche Anmutung. Die Fassade ist geprägt durch einen hohen Holzanteil und großflächige Fenster. Auf dem begehbaren und begrünten Dach befindet sich neben einer Photovoltaikanlage auch ein kleines Café. Hier wird die solare Stromerzeugung hautnah mitzuerleben sein. Kurzum: Der Neubau wird neben den umliegendenBetonbauten sicher herausstechen.

„Eintagsfliegen sind nicht unser Ding. Wir wollten Standards schaffen, und das haben wir“, fasst Roeder die Entwicklung zusammen. „Diese erfolgreiche Vorgehensweise ist ein bundesweites Leuchtturmprojekt. Das ist Motivation für meine Mannschaft und mich, unseren Weg weiter zu gehen und hoffentlich viele davon zu überzeugen, es uns nachzutun.“

Projektzeitraum: seit Mai 2017
Kosten: 17.000 €
absolute jährliche Energieeinsparung: 344.000 kWh
jährlich eingesp. CO2-Emissionen: 380 t
eingereicht für Wettbewerb: 2019


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