Energieheld

VORANGEHEN, MENSCHEN MITNEHMEN, GEMEINSAM WEITERDENKEN, MACHEN

Dass Willy Kanow eine echte Berliner Schnauze ist, lässt sich nicht verheimlichen. Der sympathische Dialekt schafft im Gespräch schnell eine angenehme Vertrautheit, dazu seine herzliche Art, da hört man gern zu. Und das ist wichtig, denn der bald 80-Jährige hat viel zu erzählen. Nicht den üblichen Small-Talk, er hat echte Geschichten im Gepäck. Herzenssachen mit elektrotechnischem Bezug, denn das ist schon von Kindesbeinen an sein Steckenpferd.

 „Wissen Sie, ich kann nicht nur auf Hockern sitzen und Lieder singen“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Das ist auch schwer vorstellbar. Kanow ist ein Macher. Er war zuletzt über 20 Jahre bei Philips für neue Technikentwicklungen zuständig. „Dinge anzugehen, an die sich keiner rantraut, die schwer umsetzbar sind. Das waren immer meine Projekte. Und sie sind es auch heute noch. Ich handle nach dem Motto, wenn du 80 Prozent der Lösung hast, dann beginne mit der Umsetzung. Der Rest ergibt sich beim Machen.“ Auf diese Weise hat Kanow über 25 Patente angemeldet – zuletzt vor sieben Jahren, gemeinsam mit seinem Enkel. Als Abiturvorbereitung haben die zwei das Konzept für einen Solarkühlschrank für Afrika entwickelt. 

Heute kennzeichnet ihn aber vor allem sein ehrenamtliches Engagement in seiner Heimatstadt Schenefeld. Überall, wo es um das Thema Energie geht, ist Kanow mit an Bord. So zum Beispiel, als es um die neue Energieversorgung einer Kita ging. Kanow empfahl eine elektrische Wärmepumpe mit Eisspeicher für das Heizungssystem. Da musste erst einmal Überzeugungsarbeit geleistet werden. Heute wird die Kita emissionsfrei mit Elektrizität versorgt und ist ein kommunales Vorzeigeprojekt.

Gleichzeitig hat Kanow auch das Klima in der Kita verbessert. Das Raumklima dort war nicht optimal. „Mein Forschergeist war geweckt und ich ging der Sache selbst auf den Grund.“ Gute Kontakte in die Forschung und viel Eigeninitiative halfen, die Kita noch etwas grüner zu machen. Im wahrsten Sinne des Wortes: Ein besonderes Zyperngras optimiert heute die Luft. Es ist eine echte biotechnische Luftbefeuchtungsanlage, basierend auf der Photosynthese, die für ein keimfreies Raumklima sorgt. Eine kleine Maßnahme mit großer Wirkung.

Auch privat im eigenen Haus sucht Kanow immer nach Wegen, den CO₂-Ausstoß zu mindern. „Der Klimawandel ist wissenschaftlich unbestritten. Verantwortlich ist der vom Menschen verursachte CO2-Anstieg. Um einen weiteren CO2-Anstieg zu verhindern, müssen wir in Zukunft auf fossile Brennstoffe wie Erdöl, Erdgas und Kohle ganz verzichten. Das wissen wir alle. Wir müssen bereits in den Schulen beginnen, für das Thema Klimaschutz zu sensibilisieren. Den Erwachsenen muss man zeigen, dass man mit der Energiewende neben der Energie auch Kosten sparen kann. Das Zauberwort heißt Energieeffizienz. Ersetzt man eine normale Glühlampe durch eine LED-Leuchte, spart man nicht nur 80 Prozent der Energie, sondern auch etwa 25 Euro anStromkosten im Jahr. Das zieht.“

 Dieses Prinzips bedient sich Kanow auch bei einem weiteren Projekt: der Pfiffikus-Idee. Er wollte eine Photovoltaik-Anlage auf seinem Dach installieren. Die bestehenden Systeme überzeugten ihn nicht. Er plante seine Anlage selbst und betreibt sie inzwischen seit sechs Jahren störungsfrei. Basierend auf seinen Erfahrungen wollte er sein Wissen weitergeben. Mit seinen vier Nachbarn bot er einen Workshop an: „Ich plane eine Photovoltaikanlage“. Es wurde ein voller Erfolg. Der Ratssaal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Teilnehmer brachten nur ihre Stromrechnung mit. Anschaulich wurde erläutert, wie mit einer solchen Anlage langfristig Kosten eingespart werden können. Willy Kanow hat überzeugt. 

Inzwischen wurden durch sein Engagement über 100 private Solaranlagen installiert. „Herr Kanow ist ein Mutmacher dafür, dass sich der Einsatz für den Klimaschutz lohnt. Er steuert sein Energiewissen für konkret anstehende Energieprojekte in Schenefeld bei. Wir sind froh, ihn an Bord zu haben“, resümiert Martina Schiller, Energie- und Klimaschutzkoordinatorin der Stadt Schenefeld.

„Am meisten freut es mich, wenn Ideen wirklich funktionieren und ich so andere für das Thema begeistern kann“, sagt Willy Kanow. „Besonders gut hat es bei meinen eigenen Kindern und Enkeln funktioniert. Die sind komplett dem Klimaschutz verhaftet, das macht mich stolz.“

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