"Mit dem Rufbus in Nordfriesland mobil unterwegs" Bedarfsgerechte und innovative Versorgung des ländlichen Raums in Nordfriesland - abgestimmt, nachhaltig und klimagerecht.

Der Kreis Nordfriesland bringt mit dem Rufbus ein zeitgemäßes und innovatives Mobilitätskonzept auf den Weg. Der bedarfsorientierte Ansatz schafft Synergieeffekte von Verkehrsreduktion durch Einsparung im Individualverkehr, Klimaschutz und einer kleinsträumigen Flächenerschließung. Das Konzept begegnet mit verkehrs- und klimaorientierter Optimierung den komplexen Herausforderungen von gesellschaftlichen Veränderungen in der demografischen Entwicklung Nordfrieslands, vorhandener disperser Siedlungsstruktur in einem Flächenkreis mit wenigen zentralen Versorgungsorten und dem öffentlichen Auftrag der Daseinsvorsorge. Der Rufbus als alternatives Beförderungsangebot ist ein Beitrag zum Klimaschutz in Nordfriesland. Fortan heißt es, den Erfolg im ÖPNV auszubauen und die Finanzierung mittel- u. langfristig vorzuhalten. "Nordfriesland bewegt dich!" Klimaschutz braucht weiter verantwortlich Handelnde und BürgerInnen, die bereit für ein klimagerechtes Umsteigen auf andere Mobilitätsformen sind.

Projektzeitraum: 01.08.2019 - 31.07.2023
Projektträger: Kreis Nordfriesland
Beteiligte Institutionen und ggf. externe
Kooperationspartner:
Gemeinden im Kreisgebiet
Projektschwerpunkte:
- Verkehrsvermeidung
- Förderung des ÖPNV

Kommunikationsmaßnahmen/ Bürgerbeteiligung:
Für ein alternatives Mobilitätskonzept, mit dem breite Bevölkerungsgruppen zur Nutzung bewegt werden sollen, ist ein aktiver Beteiligungsprozess eine Grundvoraussetzung. Daher setzen wir in Nordfriesland auf enge kommunale Zusammenarbeit - vom Beginn des Rufkonzeptes als Pilotprojekt im Kooperationsraum Mittleres Eiderstedt bis zur weiteren flächendeckenden Nutzung über das Kreisgebiet und ebenso zur fortlaufenden Steuerung und Systemanpassung. Die Beteiligung von Gemeinden und ihren BürgerInnen findet im interkommunalen Gestaltungsprozess statt. Mit den beteiligten Gemeinden, ihren politischen VertreterInnen, lokalen Einrichtungen, Vereinen, Interessenverbänden wie z.B. Seniorenvertretungen und vor allem den BürgerInnen werden frühzeitig die regionalen Erfahrungsträger eingebunden, um Bedarfe für den Rufbus festzustellen. Information, Beratung, Begleitung zum alternativen Mobilitätskonzept stehen in zahlreichen Informationsveranstaltungen und moderierten Workshops auf der Agenda. Im laufenden Umsetzungsprozess zum Rufbus-Konzept wurden bereits 35 Veranstaltungen in 13 Rufbusgebieten zu Chancen und Möglichkeiten durch den Rufbus durchgeführt. Die Gemeinden sollen als eigenverantwortliche Partner für das Rufbus-Konzept mit neuen Haltestellen in ihren Dörfern ebenso gewonnen werden, wie ehrenamtliche Engagierte zur Bewerbung und Unterstützung notwendig sind. Vor allem ältere und jüngere Menschen gilt es für die neue Mobilitätsform zu interessieren. Rufbus-Kümmerer oder Vertrauenspersonen vor Ort haben sich bewährt hier zu informieren, Vorbehalte und Ängste abzubauen oder auch bei ersten Fahrten mit dem Rufbus zu begleiten. Kritik und Anregungen aus der kommunalen Zusammenarbeit aufzunehmen, gehört für uns mit zu einem konstruktiven Abstimmungsprozess. Bei der Einführung des Rufbus-Konzeptes setzen wir neben den regionalen Ansprechpartnern auch auf Öffentlichkeitsarbeit über Flyer/Printmedien, Social Media, Aushänge und Veranstaltungen wie Dorffeste. Gerade für die Erreichbarkeit der älteren Nutzergruppe hat sich eine gezielte Auslage von Printmedien in Einrichtungen (Seniorentreffs, Ärzte, Markttreffs/Nahversorgern etc.) und eine direkte Ansprache bewährt. Für den Kreis Nordfriesland bleibt es Ansporn und Ziel, engagierte Überzeugungsarbeit auf allen Ebenen für ein klimafreundliches, bürgerorientiertes Mobilitätskonzept zu leisten.

Innovationsmerkmale:
Das Rufbusangebot schließt eine Versorgungslücke im ÖPNV. Es bietet ein Mobilitätsangebot auf der 3. Netzebene und ist regional auf jeweilige Kooperationsräume ausgerichtet. Das bedeutet, die Ausgestaltung von Mobilitätsangeboten für die Nutzer ist niedrigschwellig ausgelegt, kleinräumig vernetzt zur Erreichbarkeit von lokalen Versorgungseinrichtungen und bietet eine darüberhinausgehende Verknüpfung an weitere, (über-)regionale Verkehrsnetze. Interkommunale Kooperationen ermöglichen einen regional abgestimmten und ökonomischen Mobilitätsansatz. Für die kommunalen Anbieter eröffnen sich in der Verkehrsinfrastruktur der 3. Netzebene hiermit Möglichkeiten bei der Feststellung von Mobilitätsbedarfen ihrer BürgerInnen und einer bedarfsorientierten Einrichtung von Haltestellen in ihren Gemeinden.

Übertragbarkeit/ Vorbildfunktion:
Eine geringe Bevölkerungsdichte, disperse Siedlungsstrukturen und große Entfernungen zwischen den Standorten für Wohnen, Arbeit, Bildung und Daseinsversorgung sowie ein eingeschränktes ÖPNV-Angebot kennzeichnen viele ländliche Regionen. Dementsprechend hängen Mobilität und gesellschaftliche Teilhabe vom motorisierten Individualverkehr mit hohen CO2-Emissionen ab. Die Kommunen stehen vor der Herausforderung die Infrastrukturen der Daseinsvorsorge an die veränderten Bedingungen des demografischen Wandels anzupassen. Zentrale Bedeutung kommt dabei einer innovativen Verkehrsausrichtung zu. Über ein ÖPNV-Kernnetz aus den bestehenden und modifizierten Haupt- und Nebenrelationen wird als dritte Netzebene eine verkehrstechnische Flächenerschließung vorgenommen. Der Rufbus als eine ergänzende und alternative Mobilitätsform ermöglicht eine bedarfsgerechte Beförderung zu den Versorgungszentren der Regionen. Die Verknüpfung von Fahrten, eine Abstimmung mit den Nutzern des Rufbusses und ein variabler Einsatz von kleineren Fahrzeugen unterstützt unseren nachhaltigen und klimaorientierten Anspruch.

Kosten:
Das Rufbus-Projekt verursachte zum einen Kosten in der Vorbereitung. Die Kosten für eine konkrete Studie zur Vorbereitung der Rufbusgebiete beliefen sich auf 10.000 €, die Begleitung der Ausschreibung durch NAH.SH auf 42.000 €. Die Kosten für die 120 neuen Haltestellen im Kreisgebiet schlugen mit etwa 100.000 € zu Buche. Die nicht haushaltswirksamen Personalkosten seitens des Kreises betrugen etwa 31.000 €, so dass sich die Vorbereitungskosten rückblickend auf etwa 183.000 € beziffern lassen. Die Ausschreibung erfolgte für den Zeitraum 2019 bis 2023. Die laufenden Kosten für den Betrieb des Rufbusses inklusive Werbung und Controlling oder auch neuer Haltstellen belaufen sich auf 1,5 Millionen € jährlich.

Förderung / Kostenanteil Kommune:
Grundlage des Projektes ist das „Integrierte Mobilitätskonzept“. Dieses förderte der Bund zu 100 % bzw. mit 185.000 €.

Mobilitätskonzept:
Im Auftrag des damaligen Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung wurde von 2012 bis 2013 ein "Integriertes Mobilitätskonzept Nordfriesland" erstellt. Hintergrund war die Teilnahme des Kreises Nordfriesland als eine von vier Modellregionen im Förderprogramm "Demografischer Wandel - Region schafft Zukunft". In diesem Mobilitätskonzept werden regionalplanerische und verkehrsplanerische Ansätze zusammengeführt, um die Regionalversorgung an zentralen Standorten zusammenzuführen und diese mittels eines öffentlich zugänglichen Verkehrsangebots erreichbar zu machen.

Weitere Maßnahmen zur Förderung umweltfreundlicher Mobilität:
Der Kreis Nordfriesland setzt sich auch an weiterer Stelle für einen klimafreundlichen ÖPNV ein. Es wurden weitere Verbindungen auf Haupt- und Nebenrelationen geschaffen. Auf Ebene 2 des Verkehrsnetzes, d.h. bei den Liniennetzen ist vorgeschrieben, dass die eingesetzten Fahrzeuge im Schnitt 10 Jahre alt und höchstens 15 Jahre alt sein dürfen. Im Bereich Schienenverkehr setzt sich der Kreis für die Elektrifizierung der Bahnstrecken im Kreisgebiet ein, wie der Marschenbahn nach Westerland (Sylt) oder der Bahnstrecke zwischen Niebüll und Dagebüll. Seit mehreren Jahren nimmt der Kreis Nordfriesland an der Kampagne "Stadtradeln" teil und übernahm bislang für teilnehmende Gemeinden aus dem Kreisgebiet die Teilnahmebeiträge.

eingereicht für Wettbewerb: 2021


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