Im Quartier „Nortorf Zentrum“ ist ein Quartierskonzept für die energetische Stadtsanierung umgesetzt worden, Projektabschluss war Mai 2018. Es bestand die Besonderheit, dass nicht nur kommunale Gebäude, sondern auch Liegenschaften der Ev.-Lutherischen Kirchengemeinde Nortorf integriert werden konnten. Der Schwerpunkt des Quartierskonzepts lag auf der Entwicklung von leitungsgebundenen zentralen Versorgungsmöglichkeiten mit Wärme- sowie energetischen Sanierungsmöglichkeiten. Ziel war es, Energieeinspar- und -versorgungspotenziale zur Einsparung von CO2-Emissionen verbunden mit Umsetzungsvorschlägen zu ermitteln. Durch die Schaffung eines Nahwärmenetzes auf Basis eines BHKW und energetische Gebäudesanierungsmaßnahmen kann der Wärmebedarf im Quartier halbiert werden. Nach Abschluss des Konzepts wurde unmittelbar die Umsetzung des Quartierskonzepts vollzogen: Das Nahwärmenetz ist in Betrieb, eines der betrachteten Gebäude wurde energetisch saniert, weitere Gebäude sind in Vorbereitung.
Projektbeginn: | 07/2017 - 05/2018 |
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Projektträger: | Projektträger sind die Stadtwerke Nortorf AöR im Auftrag der Stadt Nortorf. Die Stadtwerke Nortorf sind ein Eigenbetrieb der Stadt Nortorf. Die Stadt Nortorf ist als Auftraggeber und Nutznießer des Projekts beteiligt. |
Beteiligte Institutionen und ggf. externe Kooperationspartner: | Konzepterstellung: ipp-ESN, Amt Nortorfer Land, Stadt Nortorf, Kirchengemeinde Nortorf, Genehmigungsbehörden |
Art der Maßnahme: | Das Quartierskonzept enthält konkrete Maßnahmen zur energetischen Sanierung jedes einzelnen betrachteten Gebäudes im Quartier "Nortorf Zentrum" samt Investitionssummen und Prioritätenliste, auch mögliche Hemmnisse wurden betrachtet. Die empfohlenen Maßnahmen betreffen die Außenwand, das Dach, die oberste Geschossdecke und die Kellerdecke, die Fenster, die Lüftung und die Beleuchtung. Darüber hinaus enthält das Konzept einen konkreten Vorschlag für die Errichtung eines zentralen Nahwärmenetzes mit BHKW samt Investitionssumme und Verantwortlichkeiten, auch mögliche Hemmnisse wurden betrachtet. |
Maßnahmen zur Bürgerbeteiligung: | Aufgrund der eingebundenen Akteure waren keine indirekt Betroffenen wie Mieter, sondern ausschließlich die Grundeigentümer von Maßnahmen betroffen. Daher war es nicht notwendig, Interessengruppen oder betroffene Bürger aktiv einzubinden. Innerhalb der beteiligten kommunalen und kirchlichen Institutionen ist in den verantwortlichen Gremien ausführlich über die Projektdurchführung und die Projektfinanzierung diskutiert und entschieden worden. Aufgrund der Schlüsselfunktion des Projekts hat zudem eine offene Öffentlichkeitsarbeit stattgefunden, über den Projektfortschritt und zum Nahwärmenetz ist mehrfach in den Medien berichtet worden. |
Beitrag zum Ausbau Erneuerbarer Energie: | Die Nahwärmeversorgung erfolgt über ein Gas-BHKW, daher ist die Einordnung in das KWKG gegeben. Grundsätzlich ist das BHKW dafür ausgelegt, auch Biogas/Biomethan zu nutzen. Erneuerbarer Wasserstoff kann aktuell aufgrund aktueller normativer Vorgaben nur zu einem geringen Volumenanteil von 2-3 % genutzt werden. Allerdings arbeiten die Fachorganisationen und Fachministerien daran, den Wasserstoffanteil im Erdgasnetz auf bis zu 20 % anzuheben. Insofern kann das BHKW grundsätzlich, vorbehaltlich technischer Anpassungen, auch Erdgas mit grünem Wasserstoffanteil nutzen. |
Energieeinsparung: | Der aktuelle Wärmebedarf im ursprünglichen Quartier "Nortorf Zentrum" von etwa 492 MWh lässt sich aufgrund des Quartierskonzepts durch die Nahwärmeversorgung und Maßnahmen zur Verbesserung der energetischen Gebäudequalität auf ca. 244 MWh p.a. halbieren. Durch energiesparende LED-Beleuchtung lässt sich der Strombedarf von 117 MWh auf 79 MWh (-32%) p.a. verringern. Für die Berechnung der Energieeinsparung im erweiterten Quartier wurden im Quartierskonzept nur die Werte der energetischen Sanierung des ursprünglichen Quartierts einberechnet, da eine Berechnung der Energieeinsparmöglichkeiten der Gebäude im erweiterten Quartier aufgrund nicht vollständiger und nicht vergleichbarer Daten nicht möglich war. Trotz dieser Unzulänglichkeiten werden die Werte hier wiedergegeben. Unter Berücksichtigung der insgesamt wirtschaftlicheren großen BHKW-Lösung ergibt sich eine Gesamteinsparung von Energie (Strom und Gas) von 2.010 MWh auf ca. 1.800 MWh p.a. (- 10%). Der Wärmeverbrauch sinkt dabei jährlich von 1.580 MWh auf 1.350 MWh (-15%), der Stromverbrauch steigt durch den BHKW-Einsatz von 429 auf 470 MWh p.a. (+10%). Der erhöhte Strombedarf resultiert, bei sonst gleichbleibendem Strombedarf, aus dem Betrieb des Wärmenetzes (u.a. Pumpen, Heizzentrale), Einsparungen aus der LED Beleuchtung wurden aus systematischen Gründen vom Konzept nicht erfasst. |
CO2-Minderung: | Durch den Einsatz einer zentralen Nahwärmeversorgung mittels BHKW lässt sich auf Basis des Quartierskonzepts der CO2-Ausstoß für die Wärmeversorgung im Quartier von 395 t auf 260 t (kleines BHKW) bis 190 t (großes BHKW) pro Jahr reduzieren (Biogas-BHKW: 212 t). Beim großen BHKW entspricht dies einer CO2-Minderung von 54 %. Verbindet man die große BHKW-Lösung mit einer energetischen Sanierung der Gebäude, ergibt sich eine Verringerung der CO2-Emission von 395 t auf 148 t p.a. und somit um 62 %. Berücksichtigt man neben der Wärme- auch die Stromerzeugung, verringert sich der gesamte CO2-Ausstoß für beim großen BHKW mit einer energetischen Sanierung der Gebäude einschließlich der Umstellung auf LED-Beleuchtung um 42 % von 640 t auf 370 t p.a.. |
Kosten des Projektes: | Die Gesamtkosten für das Projekt Quartierssanierung Nortorf Zentrum beliefen sich auf 36.500 € netto. Darin enthalten waren die Bestandsaufnahme im Gebäudebestand sowie die Erfassung der Energie- und CO2-Bilanz im Quartier, die Berechnung der Energie- und CO2-Minderungspotentiale durch Gebäudesanierung sowie Energiebilanzen und -potentiale und Versorgungsszenarien, die Darstellung von Umsetzungshemmnissen, Ansätze zum Sanierungsmanagement, Maßnahmenempfehlungen für Gebäude und Energieversorgung, Öffentlichkeitsarbeit und Controlling. Die anfänglichen Investitionskosten für die Errichtung des Nahwärmenetzes und die energetische Gebäudesanierung wurden im Quartierskonzept auf insgesamt ca. 1,9 Millionen € angesetzt. Tatsächlich sind in der Umsetzung des Quartierskonzepts im Quartier "Zentrum Nortorf" für die Errichtung des Nahwärmenetzes und die Installation des BHKW 210.000 € netto investiert worden. Die tatsächlichen Sanierungskosten des bereits sanierten (nicht-öffentlichen) Gebäudes sind nicht bekannt. |