Regionsweite Kompetenzstelle für ein zentrales Energiemanagement kommunaler Liegenschaften

Da der Klimaschutz eine Querschnittsaufgabe darstellt, sind die Kommunen und auch das Klimaschutzmanagement mit einer Reihe von Themen konfrontiert, die neben dem kommunalen Einflussbereich auch von Mobilität über Bildung, Landwirtschaft und Industrie bis zu den Privathaushalten reichen und in ihrer Breite immer wieder die zusätzliche Einbindung von Spezialisten auf den unterschiedlichen Gebieten erfordern. Ein Aufgabenbereich, der in der aktuellen kommunalen Klimaschutzdiskussion immer mehr in den Vordergrund rückt, ist die Energieeffizienz und das Energiemanagement von Gebäuden. Da die Wärmewende ein zentraler Teil zur Erreichung der Klimaschutzziele darstellt, umfasst die Thematik nicht nur kommunale und private Bestandsgebäude, sondern auch die Planung zukünftiger Baugebiete und Quartiere und enthält darüber hinaus auch eine umfassende technische Komponente, die sich zudem gegenwärtig stark entwickelt. Aus diesem Grund richten die Gemeinden der Klimaschutzregion Flensburg für diesen Bereich eine zusätzliche spezialisierte Kompetenzstelle ein, die Kommunen und auch Privathaushalte in Bezug auf das Energiemanagement und die Energieeffizienz von Gebäuden kompetent berät. Ziel ist es, die einzelnen Anfragen und Maßnahmen in der Klimaschutzregion zu koordinieren, ggf. zu bündeln und einheitliche Strategien zu entwickeln. Dabei soll die Kompetenzstelle Energiemanagement den seit 2020/2021 deutlich erhöhten Anforderungen an die Wärmewende Rechnung tragen, die beispielsweise im novellierten Energiewende- und Klimaschutzgesetz Schleswig-Holstein oder im Gebäudeenergiegesetz (GEG) des Bundes verankert wurden. Für die Klimaschutzregion erfordert diese Aufgabe ein gemeinsames und systematisches Vorgehen, das die Erfassung liegenschaftsbezogener Energieverbräuche als Grundlage für ein gezieltes kommunales Energiemanagement und daraus resultierende quantifizierbare Treibhausgaseinsparungen umfasst. Die Schaffung dieser einheitlichen Struktur für eine überwiegend ländliche Region mit ca. 81.000 Einwohnern ist vor allem bedeutend, da die Kommunen zusammen mit der Kompetenzstelle daran in dem für den Klimaschutz wichtigen kommenden Jahrzehnt konkrete Maßnahmen ableiten und auch in der interkommunalen Zusammenarbeit umsetzen können. Konkrete Aufgaben für die Kompetenzstelle umfassen daher: - Erfassung und Bilanzierung der gebäudespezifischen Energieverbrauchsdaten und Daten der technischen Anlagen zur Energie- /Wärmeversorgung der öffentlichen Liegenschaften - Aufbau und Administration eines softwaregestützten Energiemanagements für die kommunalen Liegenschaften - Prüfung des energetischen Sanierungsbedarfs der kommunalen Bestandsgebäude - Beratung und Begleitung der kommunalen Wärmeplanung und Planung (klimaneutraler) Quartiere - Konzeption und effektive Einbindung erneuerbarer Energien im Bestand - Beratung zu kommunalen Fördermitteln im Bereich der Gebäudesanierung und Wärmeplanung inkl. der entsprechenden Förderantragstellung - Aufstellung von Energiesparkonzepten und Energieberichten für politische Gremien Hauptziel ist es für die gesamte Klimaschutzregion eine einheitliche Strategie und gemeinsame Instrumente zu entwickeln, die im Bereich Wärmewende und energieeffiziente Gebäude zu messbaren und vergleichbaren Treibhausgaseinsparungen führen. Der kommunale Zusammenschluss ermöglicht es hierbei vor allem kleineren Gemeinden im ländlichen Raum gemeinsam eine Struktur aufzubauen, die sonst meist größeren Kommunen und Verwaltungen vorbehalten ist. Eine derart spezialisierte und für die komplette Klimaschutzregion umfassende Bearbeitung eines Teilthemas des Klimaschutzes erfordert die Einrichtung der spezialisierten Kompetenzstelle.

Projektbeginn Oktober 2022 - laufende Aufgabe (September 2025 Ende der Förderung für den Aufbau der Kompetenzstelle)  
Projektträger Die Kompetenzstelle (Personalstelle und Ausführung) ist in der Klimaschutzregion Flensburg angesiedelt. Die Klimaschutzregion ist ein Zusammenschluss aus 40 Gemeinden (verbunden durch einen öffentlich-rechtlichen Vertrag), die gemeinsam ein Klimaschutzmanagement eingesetzt haben, das für alle Gemeinden gemeinsam tätig ist. Die Anstellungsträgerschaft für das Personal hat das Amt Eggebek übernommen. Die Kompetenzstelle Energiemanagement ist ebenfalls für die Liegenschaften der gesamten Region zuständig. Die Datenbereitstellung der Gemeinden und Ämter an die Kompetenzstelle erfolgt auf freiwilliger Basis; es ist aber davon auszugehen, dass die Kompetenzstelle mit den Daten von allen oder nahezu allen gemeindlichen Liegenschaften arbeiten wird. Die Finanzierung der Kompetenzstelle erfolgt teils aus einer Förderung der AktivRegionen (LEADER-Mittel) und teils aus dem Budget der Klimaschutzregion (d.h. anteilig von allen Gemeinden).  
Beteiligte Institutionen und ggf. externe Kooperationspartner Die Gemeinden Ausacker, Böxlund, Dollerup, Eggebek, Freienwill, Gelting, Großenwiehe, Großsolt, Grundhof, Handewitt, Harrislee, Holt, Hörup, Hürup, Husby, Janneby, Jardelund, Jerrishoe, Jörl, Langstedt, Maasbüll, Medelby, Munkbrarup, Nordhackstedt, Oeversee, Osterby, Rabenholz, Ringsberg, Schafflund, Sieverstedt, Sollerup, Steinbergkirche, Süderhackstedt, Tarp, Tastrup, Wallsbüll, Wanderup, Weesby, Westerholz und die Stadt Kappeln

Zentrale Organisation: Klimaschutzregion Flensburg (Kooperation der 40 Gemeinden), dort ist die Kompetenzstelle (Personalstelle) des zentralen Energiemanagements angesiedelt.
Art der Maßnahmen Das Vorschlagen detaillierter Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gebäude ist ein Ergebnis des Projekts und kann daher zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorweggenommen werden. Allgemein werden aber von der Kompetenzstelle nach eingehender Datensichtung Vorschläge gemacht, wie die erfassten kommunalen Liegenschaften effizienter genutzt, energetisch saniert und regenerativer versorgt werden können.
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sind Vorschläge zu Maßnahmen in den folgenden Bereichen zu erwarten:
- Ausstattung mit intelligenten Stromzählern/Thermostaten
- Ausstattung von Gebäudeverantwortlichen mit Smartphones/Tablets zur Digitalisierung von analogen Energieverbräuchen
- Anpassungen im Nutzungsverhalten
- Gebäude-/Dachdämmung
- Austausch Fenster und Türen
- Wechsel der Heizungstechnolgie im Gebäude
- Installation von Erzeugungsanlagen an/um das Gebäude (z.B. Photvoltaikanlage)
- Austausch von Geräten zur Stromeinsparung (z.B. Beleuchtung, Kühl- und Arbeitsgeräte)
- gemeinschaftliche Ausschreibungen mehrerer Liegenschaften/Gemeinden für z.B. Stromlieferverträge
- u.v.m.
Maßnahmen zur Bürgerbeteiligung Die Klimaschutzregion wird von einem Vorstand geleitet, der aus Bürgermeister:innen und Vertreter:innen der Verwaltungen der Region besteht. Vorstandssitzungen finden dreimal im Jahr statt, in denen Fortschritte im Energiemanagement besprochen und das weitere Vorgehen geplant werden. Zusätzlich werden einmal im Jahr Vertretungen von allen Mitgliedsgemeinden eingeladen, um die künftige Planung mitzugestalten und Wünsche äußern zu können. Darüber hinaus stellt jede Gemeinde eine Ansprechperson, die im engen Kontakt mit dem Energiemanager steht und einen Zugang zu einer Energiemanagementsoftware erhält.
Die Arbeit der Kompetenzstelle befasst sich mit den Liegenschaften in kommunalem Besitz. Direkte Ansprechpartner sind damit vor allem die diese Liegenschaften verwaltenden Ämter der Gemeinden in der Klimaschutzregion. Die Ämter (und Gemeinden) sind daher auch diejenigen, die von der Arbeit direkt profitieren werden. Das zentrale Energiemanagement wird Maßnahmen vorschlagen, mit denen in den Gebäuden Energieeinsparungen erreicht werden können.
Ämter und Gemeinden sind also direkte Profiteure, u.a. auf finanzieller Ebene. Da aber Gemeinden neben der allgemeinen Pflicht zum effizienten Einsatz ihrer Mittel für ihre Bürgerinnen und Bürger auch eine große Vorbildfunktion zukommt und sie auf diese Weise eine besondere Verantwortung für alle Menschen tragen, soll auf direkte oder indirekte Weise auch die Öffentlichkeit in den Prozess eingebunden werden. Auf welche Weise dies am besten und effizientesten geschieht, muss im Laufe des Aufbaus der Kompetenzstelle noch entwickelt werden. Denkbar wären aber zum Beispiel Öffentlichkeitskampagnen, die vorbildliche Sanierungsmaßnahmen in Gemeinden begleiten und bekannt machen, öffentliche Veranstaltungen zu energieeffizienten Gebäuden und allgemeine Öffentlichkeitsarbeit zur Motivation von Privathaushalten.
Beitrag zum Ausbau Erneuerbarer Energie Der konsequente und sinnvolle Einsatz von erneuerbaren Energien zur Energieversorgung der öffentlichen Liegenschaften ist ein Hauptziel des Energiemanagements in der Klimaschutzregion Flensburg. Dies soll z.B. im Zusammenhang mit der Unterstützung bestehender Strom- und Wärmeversorgung oder beim Austausch zu sanierender Heizungsanlagen immer prioritär geprüft und mitgedacht werden. Generell werden alle zu entwickelnden Maßnahmen zu Gebäudesanierung und -modernisierung unter den folgenden Grundsätzen durchgeführt
1. möglichst hohe Einsparungen im Energieverbrauch zu erreichen und
2. die Deckung des verbleibenden Energieverbrauchs möglichst durch regenerative Quellen abzudecken, sofern dies nicht technologische, finanzielle oder anderweitige Hemmnisse in Einzelfällen verhindern.
Energieeinsparung Da der Katalog an möglichen Maßnahmen sehr breit ist und sich erst aus dem aktuellen Zustand der Gebäude, der Optionen und Potentiale ergibt, kann zu Beginn des Projektes nicht präzise abgeschätzt werden, welche Einsparungen sich aus dem Projekt ergeben. Aus Erfahrungen von anderen Energiemanagementregionen sind Energieeinsparungen von bis zu 20 % über alle Liegenschaften erwartbar.
Direkt angesprochen werden von dem zentralen Energiemanagement ca. 300 kommunale Liegenschaften. Wenn man davon ausgeht, dass aus der Motivation der Kompetenzstelle innerhalb der vorläufigen Projektlaufzeit von 3 Jahren Energieeninsparungen von 10 % vorgenommen werden, so käme man nur dadurch zu einem direkten Einsparrahmen von abgeschätzten 180.000 kWh/Jahr.
CO2-Minderung Konkrete Treibhausgaseinsparungen durch die Kompetenzstelle Energiemanagement können zum aktuellen Zeitpunkt nur als Zielvorgabe benannt werden. Ausgehend von den oben genannten geplanten Energieeinsparungen in Höhe von ca. 180.000 kWh/Jahr (Strom und Wärme)
kann eine durchschnittliche Einsparung von 72 t CO2/Jahr erwartet werden.
Kosten des Projektes Die Kompetenzstelle verursacht Kosten durch Personaleinsatz und die Anschaffung einer geeigneten Energiemanagementsoftware.
- Personalstelle (30h/Woche, EG 12), auf drei Jahre: 160.000€
- Energiemanagementsoftware: noch nicht bekannt, voraussichtlich 3.000-5.000€/Jahr
Projektfinanzierung Das Projekt wird über 36 Monate von den AktivRegionen Schlei-Ostsee, Mitte des Nordens und Eider-Treene-Sorge aus LEADER-Mitteln gefördert. Förderfähig sind dabei ausschließlich Personalmittel (3 Jahre, 30h/Woche, EG12: 160.000€) zu einer Förderquote von 62,5%.
- Förderung auf 3 Jahre: 100.000€
- Eigenmittel der Klimaschutzregion (und damit anteilig von allen 40 Gemeinden): ca. 60.000€ plus Mittel für Energiemanagementsoftware
Nutzen des Projektes Durch das zentrale Energiemanagement ergeben sich direkte Vorteile auf folgenden Ebenen:
- Organisatorisch: Die Zentrale Zusammenführung der Daten und das Vereinheitlichen auf einen gleichen Stand der Detailtiefe ermöglicht einen wesentlich komfortableren Umgang mit den Verbrauchsdaten und einen vorher nicht vorhandenen Überblick über Gebäudezustände, über welche Potentiale und Handlungsoptionen abgeleitet werden können. Dadurch kann in den Verwaltungen – insbesondere bei den Gebäudeverantwortlichen - konkret Arbeitsaufwand und -zeit eingespart werden.
- Finanziell: Durch Sanierungsmaßnahmen (z.B. Dämmung, Nutzungsverhalten, Einstellungen etc.) an einzelnen Gebäuden ergeben sich konkrete Einsparungen für die Gemeinden durch eine messbare Verbrauchsreduzierung des vorhandenen Energieträgers, durch Eigenproduktion erneuerbarer Energien und ggf. durch einen kostengünstigeren Betrieb bei gleicher Effektivität.
- Vorbildwirkung: Zugleich können die Gemeinden ihre erzielten Erfolge in der Außendarstellung zur Motivation der Öffentlichkeit als Anreiz für private Maßnahmen im Gebäudesektor nutzen und in Zeiten hoher Energiepreise den verantwortlichen Umgang der öffentlichen Hand mit Steuergeldern unter Beweis stellen.
- Zukunftsfähigkeit: Für die Gemeinden ergibt sich aus dem konsequent umgesetzten Energiemanagement zudem die Möglichkeit die Wirtschaftlichkeit kommunaler Liegenschaften und die damit verbundenen sozialen Angebote in den Gemeinden des ländlichen Raumes auch zukünftig zu sichern. Insbesondere Nichtwohngebäude wie Sportstätten, Gemeindehäuser und Gasthöfe fallen nicht zuletzt aufgrund wirtschaftlicher Gründe immer häufiger aus der Nutzung bzw. aus dem kommunalen Eigentum heraus und sind oft eng mit der Attraktivität der Gemeinden als Wohnorte verknüpft.
Eingereicht für den Wettbewerb 2023
Neue Suche
Ein Wettbewerb der
Unsere Partner: