Norderstedt sucht im Vorhaben Zukunftsstadt nach Lösungen für bezahlbares, nachhaltiges Wohnen. Dafür wurde die Akzeptanz für sehr kleine Wohnungen ermittelt, die für eine breite Bevölkerungsschicht ausgelegt sein sollen. Solche Kleinstwohnungen unterscheiden sich damit von Wohnheimen, Mikro-Apartments und Tiny Houses, die auf sehr spezielle kleinere Zielgruppen ausgerichtet sind. Eine repräsentative Umfrage in der Bevölkerung hat grundlegende Rahmenbedingungen zu Kleinstwohnungen geklärt, Interesse und Motive für eine Entscheidung zugunsten von Kleinstwohnungen erfragt, Akzeptanz-fördernde Faktoren herausgearbeitet und insgesamt ein erstaunlich hohes Interesse an diesem bislang weitgehend fehlenden Wohnungstypus ergeben. Über einen architektonischen Ideenwettbewerb wurden konkrete Lösungsvorschläge für • sehr kostengünstiges Wohnen, • kostengünstiges barrierefreies Wohnen, • nachhaltiges Wohnen im Geschosswohnungsbau und • eine Ergänzung des Einfamilienhaus-Bestands durch sehr kleine Häuser aufgezeigt und mit den Zielgruppen hinsichtlich ihrer Ansprüche diskutiert. An einer Umsetzung der guten Ideen wird derzeit gearbeitet. Aktuell gibt es Vorbereitungen für erste Vorhaben zur Unterbringungen von Flüchtlingen – auch mit Anbietern von ökologisch hochwertigen Modullösungen für sehr kleine Wohneinheiten. Diese werden in Norderstedt so angelegt, dass sie dauerhaft als sozial erschwinglicher Wohnraum zur Verfügung stehen sollen.
Projektbeginn | 08/2019 - 01/2023 |
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Projektträger | Das Forschungsvorhaben wurde durch die Stadtverwaltung, Stabsstelle Nachhaltiges Norderstedt konzipiert und federführend durchgeführt. Finanziell ermöglicht wurde das durch die Förderung des BMBF im Rahmen der sozial-ökologischen Forschung. |
Beteiligte Institutionen und ggf. externe Kooperationspartner | • konsalt Gesellschaft für Stadt- und Regionalanalysen und Projektentwicklung mbH • e-fect dialog evaluation consulting eG • infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH • büro luchterhandt & partner Luchterhandt Senger Stadtplaner PartGmbB |
Art der Maßnahmen | Die Umfrageergebnisse zur Akzeptanz von Kleinstwohnungen wurden mehrfach öffentlich vorgestellt und publiziert. Das unerwartet hohe Interesse an Kleinstwohnungen führte zu Überlegungen in Stadtverwaltung und Wohnungswirtschaft, Pilotvorhaben zu realisieren. Die Ergebnisse des architektonischen Ideenwettbewerbs zeigen für nachhaltigkeitsoptimierte Kleinstwohnungen und sehr kleine Einfamilienhäuser ein konkretes Interesse an derartigen Lösungen in der finanzkräftigen Bevölkerung. Dazu ist eine Stelle im Klimaschutzmanagement bewilligt, die an der Umsetzung arbeiten wird. Die Ergebnisse im Bereich der besonders kostengünstigen Kleinstwohnungen mussten nachgearbeitet werden, weil sie die Obergrenzen für Warmmieten stark überschreiten. Dazu war vor allem ein Preisträger auf eigene Rechnung bereit. Aktuell gibt es Vorbereitungen für erste Vorhaben zur Unterbringungen von Flüchtlingen – auch mit Anbietern von ökologisch hochwertigen Modullösungen für sehr kleine Wohneinheiten. Diese werden in Norderstedt so angelegt, dass sie dauerhaft als sozial erschwinglicher Wohnraum zur Verfügung stehen sollen. |
Maßnahmen zur Bürgerbeteiligung | Durchgeführt sind: • Bestandsanalyse • Befragung zum Thema Nachhaltig Wohnen • Architektonischer Ideenwettbewerb unter Einbindung der Zielgruppen (Dialogphase, Zielgruppenjury) • Information der Politik Begonnen / noch geplant sind: • Nachbearbeitung der Ergebnisse des architektonischen Ideenwettbewerbs zur Kosteneinsparung bei den Aufgabenstellungen 1 und 2 • Veröffentlichung / weitere Verbreitung der Projektergebnisse (z.B. zusammen mit RENN Nord im Jahr 2023, das unter dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit & Wohnen steht) • Umsetzung von Pilotvorhaben mit der Immobilienwirtschaft oder in Verbindung mit den städtischen Klimaschutz-Aktivitäten im Bereich der energetischen Sanierung des Einfamilienhausbestands (bewilligte Stelle wird demnächst ausgeschrieben) • Bereitstellung von städtischen Flächen für Investoren aus der Immobilienwirtschaft zur Realisierung von Pilotvorhaben |
Beitrag zum Ausbau Erneuerbarer Energie | Zur Beurteilung der Arbeiten im architektonischen Ideenwettbewerb wurde die Warmmiete bzw. eine Lebenszykluskostenbetrachtung herangezogen. Hierbei wird die Eigenerzeugung von regenerativer Energie bis zum Optimum honoriert. Für die nachhaltigkeitsoptimierten Kleinstwohnungen wurde im Wettbewerb eine Bewertung auf Basis der SNAP-Methode vorgenommen, die eine sehr differenzierte Einschätzung vieler verschiedener Nachhaltigkeitsaspekte vornimmt (bis zur Vermeidung von unnötigem Energieverbrauch). Der Energiedeckungsgrad für die Nutzung ist entwurfsabhängig, liegt in einigen Fällen auch deutlich über dem Eigenenergieverbrauch und wird wegen der kostendämpfenden Effekte auch gegen radikale Kosteneinsparungsbemühungen beim kostengünstigen Geschosswohnungsbau verteidigt. |
Energieeinsparung | Die Energieeinsparungen setzen sich zusammen aus • einer starken Reduzierung der Wohnfläche (25-35 m² je Wohneinheit) und damit einer starken Reduzierung der benötigten Baumaterialien (gegenüber dem Durchschnitt der mittelgroßen Mietwohnungen geschätzt um mindestens 50%), • einer deutlichen Reduzierung des Energiebedarfs für die Wohnnutzung, • einer nicht quantifizierbaren Reduzierung des Energieaufwands für Mobilität (71% der an Kleinstwohnungen Interessierten wollen gerne ohne Auto leben – vorausgesetzt, das Angebot am Wohnstandort lässt das zu), die von der Lage des Objekts abhängen wird. |
CO2-Minderung | Das hängt vom Referenzmaßstab ab. Durch eine Reduzierung oder (bei Holz) sogar Bindung von grauer Energie für den Bau, einen geringeren Energiebedarf für den Betrieb und (z.T. hohe) Beiträge zur regenerativen Energiebedarfsdeckung betragen die Einsparungen im Vergleich zu einem modernen Neubau nach aktuellen Energiedämmstandards weit über 50%. |
Kosten des Projektes | • Sachmittel für das F+E-Vorhaben Zukunftsstadt: 568.600 € • Personalkosten für die Projektbearbeitung, inkl. Overhead: 222.640€ Die Stelle des Energiemanagers, der u. a. die Ergebnisse künftig in konkrete Planungen umsetzen soll, wird vollständig von der Stadt finanziert. |
Projektfinanzierung | • Sachmittel: Forschungsförderung durch das BMBF zu 100% • Personalkosten etc.: Eigenleistung der Stadt, städtischer Haushalt |
Nutzen des Projektes | Die Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum ist dringend erforderlich, erfordert staatliches Handeln und kostet Geld – über Kleinstwohnungen kann / muss das ohne die staatlichen Subventionen für den sozialen Wohnungsbau erfolgen (wegen der auf Quadratmeterpreise ausgerichteten Förderlogik, die mit Kleinstwohnungen wegen der unverändert nötigen und besonders teuren Wohnungsbestandteile Küche / Bad nicht erreichbar sind). Staatliche Zuschüsse als Subjektförderung (Wohngeld) bleiben davon unberührt. Trotz höherer Quadratmeterpreise können Kleinstwohnungen absolut zu einer niedrigeren Mietbelastung führen und somit eine kostengünstige Alternative zu Sozialwohnungen darstellen. Die genaue Kalkulation ist abhängig von der konkreten baulichen Umsetzung. |
Eingereicht für den Wettbewerb | 2023 |